Alle Beiträge von nova funds

Für eine Hand voll Dollar: Aktuelle Quartalsergebnisse unter der Lupe

In den ersten zwei Wochen der aktuellen Berichtssaison veröffentlichten etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen des MSCI World Health Care Indexes Quartalszahlen. Bei Unternehmen der Subindustrien Managed Health Care (Krankenversicherer), Health Care Equipment (Medizintechnik), Life Sciences Tools & Services, Pharmaceuticals und Health Care Technology (IT-Unternehmen) lagen die berichteten Umsätze, wie auch der Gewinn-pro-Aktie über den Konsensus Erwartungen. Die Umsätze lagen mit 0,2% nur leicht über dem Konsensus, während der Gewinn pro Aktie – im gewichteten Durchschnitt – die Erwartungen um 3,6% übertraf.

Aus den eingangs genannten Subindustrien konnten insbesondere die Quartalszahlen der Krankenversicherer und Medizintechnikunternehmen überzeugen: So lagen bei beiden Subindustrien des Health Care Sektors die Umsätze um ca. 1,4% über den Erwartungen. Der Gewinn pro Aktie lag bei den Krankenversicherern um 7,3% und bei den Medizintechnikunternehmen sogar um 10,5% über den Erwartungen.

Wie aus der nachfolgenden Graphik ersichtlich, konnten vier der neun Subindustrien die in den letzten zwei Wochen Quartalszahlen berichteten (die ersten Quartalsberichte der zehnten Subindustrie, der der Pharmagroßhändler stehen noch aus) die an sie gesteckten Umsatzerwartungen mehr als übertreffen. Nur Krankenhäuser (Health Care Facilities) überraschten negativ.

20170501 Gewinnsaison Woche 2 (1)

Beim Gewinn pro Aktie konnten sogar fünf Subindustrien glänzen. Die Krankenversicherer konnten die Konsensuserwartung – im gewichteten Durchschnitt – mit 7,3% übertreffen, gefolgt von den Medikamentenherstellern mit 3,8%.

20170501 Gewinnsaison Woche 2 (2)

Fazit: Die Medizintechnik liegt, was die positiven Überraschungen angeht, bis zum jetzigen Zeitpunkt klar vorne. Health Care Services und Biotechnology konnten die an sie gesteckten Umsatzerwartungen im gewichteten Durchschnitt (Abweichung von -0,4%) nicht erfüllen. Der MSCI World Health Care EUR konnten in der vergangen Woche 0,9% zulegen.

The Good, the Bad and the Ugly: Aktuelle Quartalsergebnisse unter der Lupe

iStock-667809948

In der abgelaufenen Woche legten 6 Unternehmen des MSCI World Health Care-Indexes ihre Geschäftsergebnisse für das 1. Quartal vor. Zwei weitere Unternehmen des Referenzindexes veröffentlichten vorläufige Quartalszahlen. Dazu gehörten der US Krankenhausbetreiber Hospital Corporation of America (HCA) und der Pharmagroßhändler Cardinal Health (CAH). Während die Umsätze um gewichtete 0,3% über den Erwartungen lagen, übertraf der Gewinn pro Aktie – im gewichteten Durchschnitt – die Konsensus Schätzungen um 5,1%. Der MSCI World Health Care EUR verlor in der vergangen Woche 1,1%.

von Oliver Kaemmerer

The good: Intuitive Surgical (ISRG) berichtete das Operations-Roboter weiterhin auf dem Vormarsch sind. So konnte das Unternehmen im 1. Quartal 2017 133 da Vinci Operationssysteme ausliefern, ein Anstieg von mehr 20% im Vergleich zum 1. Quartal 2016. Auch wurde Dr. da Vinci im abgelaufenen Quartal ca. 1,2x so oft wie im Vorjahresquartal in den OP gerufen. Weltweit waren zum Ende des 1. Quartals mehr als 4.000 da Vincis im Einsatz, rund zwei Drittel davon in den USA. Im abgelaufenen Quartal konnte ISRG den Umsatz um mehr als 13% auf USD 674,2 Mio. steigern und den Gewinn nach Steuern auf USD 196 Mio. erhöhen, ein Plus von 15%. Insgesamt eine solide Leistung, wie wir meinen. Die Nachfrage nach Dr. da Vinci ist ungebrochen und die Anzahl der mit da Vinci vorgenommenen Eingriffe sollte 2017 um 9-12% über der des Vorjahres liegen. Die Aktienmärkte belohnten ISRG mit einem Kursplus von mehr als 6% am Tag der Quartalzahlen.

Auch der Krankenversicherer United Health Group (UNH) berichtete von einem erfreulichen Geschäftsverlauf. So konnte das Prämienaufkommen im 1. Quartal um annähernd 12% auf USD 38,9 Mrd. gesteigert werden. Der bereinigte Gewinn pro Aktie stieg um 31% auf USD 2,37 und lag über den Erwartungen. Mehr als 49 Mio. Amerikaner sind über UNH krankenversichert; das Unternehmen konnte in den letzten Jahren kontinuierlich neue Versicherungsnehmer hinzugewinnen. Aufgrund eines verbesserten Ausblicks für das Prämienwachstum und einer etwas niedrigeren Steuerquote konnte United Health Group den Ausblick für das Gesamtjahr nach oben anpassen.

The bad: Der Krankenhausbetreiber Healthcare Corporation of America (HCA) hatte einen im Vergleich zu den Konsensus-Erwartungen einen schwächeren Start in das Jahr 2017. Die Umsätze stiegen um 3,5% auf USD 10,6 Mrd., angetrieben zu gleichen Teilen von einem soliden Wachstum der Fallzahlen von 1,6% und dem 1,7%-igen Anstieg beim Umsatz pro Behandlung. Jedoch nahm der Anteil der im 1. Quartal von HCA behandelten, staatlich Krankenversicherten im Vergleich zu den privat Krankenversicherten zu, welches sich negativ auf die Profitabilität auswirkte. Daher stieg der Gewinn pro Aktie nur um 3% auf USD 1,74 und lag neben dem Umsatz ebenfalls unter den Erwartungen. Trotz des etwas schwächeren Auftaktquartales hält HCA an den Gesamtjahresprognosen fest, die von einem 5%-igen Umsatzwachstum und einem 8%-igen Zuwachs des Gewinns pro Aktie ausgehen.

The ugly: Der US Pharmagroßhändler Cardinal Health (CAH) berichtete, dass der sich beschleunigende Preisverfall bei Nachahmerprodukten einen negativen Einfluss auf das Gesamtjahresergebnis haben wird. In der ursprünglichen Planung ging CAH davon aus, dass der Preisverfall bei Generika im Geschäftsjahr 2016/17 im hoch einstelligen Prozentbereich liegen würde. Der Preisverfall hat sich zuletzt jedoch beschleunigt und liegt nunmehr im niedrig zweistelligem Bereich. Das Unternehmen geht daher nun davon aus, dass es im Geschäftsjahr 2016/17 den unteren Rand der EPS-Prognose von USD 5,35 bis USD 5,50 erreichen wird. Auch der Ausblick für 2017/18 ist verhalten: So soll der Gewinn pro Aktie bestenfalls auf Vorjahresniveau liegen, er könnte aber auch im mittleren einstelligen Bereich sinken. Mit mehr als 11% Kursverlust gehörten die Aktien von CAH eindeutig mit zu den Wochenverlierern.

Fazit: Gemessen an den Konsensus-Erwartungen würden wir die 1. Berichtserstattungswoche zu diesem frühen Zeitpunkt bisher als solide bezeichnen. Dennoch bestrafte der Markt eine negative Revision der Ergebnisprognosen im Fall des Pharmagroßhändlers Cardinal Health rigoros.

Schokolade auf Rezept?

Ergebnisse epidemiologischer Studien lassen einen potentiellen Gesundheitsnutzen von Schokolade unter anderem in Bezug auf die Hirnleistung, den Blutdruck, die Blutgefäße und die Verminderung der Insulinresistenz bei Diabetikern vermuten. Die blutdrucksenkenden Eigenschaften sowie die protektive Wirkung auf das kardiovaskuläre System werden. auf eine positive Beeinflussung der Endothelfunktion1 (Endothel = innere Wandschicht der Blutgefäße) sowie eine erhöhte, Stickstoffmonoxid-vermittelte Vasodilatation (Gefäßerweiterung)2 zurückgeführt. Letztere stellt einen seit langem bewährten Ansatzpunkt der medikamentösen Therapie bei koronarer Herzerkrankung dar („Nitro-Spray“).

In Zusammenhang mit der Einnahme flavanolreicher Schokolade oder entsprechender Supplemente ist die Blutdrucksenkung laut einer Metaanalyse der Cochrane-Library3 zwar durchaus statistisch signifikant, aber dennoch nicht bahnbrechend. Flavanol-Dosierungen von im Mittel 545,5 mg täglich senkten den systolischen (oberen Blutdruck-) Wert durchschnittlich um 2,77 mm Hg und den diastolischen (unteren) Wert um 2,2 mm Hg. Beachtet werden sollte jedoch, dass diese Studien wegen der Verschiedenartigkeit der Studiendesigns nur eingeschränkt miteinander vergleichbar sind. Der Einsatz von Schokolade im Rahmen medizinischer Zwecke stellt daher bislang eher weniger einen Ersatz als möglicherweise eine Ergänzung der gut erprobten antihypertensiven Medikation dar.

Bezugnehmend auf Messerlis4 Ansatz belebt Schokolade des Weiteren den Geist und soll schlau machen. Doch gilt das für jede im Supermarkt erhältliche Schokolade oder haben die Schweizer vielleicht ein gut gehütetes Geheimrezept? Welche Dosierungen sind erforderlich, um dem Nobelpreis ein Stück näher zu rücken?

Insbesondere in einer alternden Gesellschaft drängen sich Fragen nach einer Verzögerung oder Vermeidung von dementiellen Entwicklungen auf. Wissenschaftliche Forschungen knüpfen daran an und konnten eine verbesserte kognitive Leistungsfähigkeit sowie eine signifikante Reduktion altersbedingter kognitiver Dysfunktion sowohl bei älteren Probanden ohne bekannte dementielle Entwicklung als auch bei denjenigen mit bereits existierender, milder kognitiver Beeinträchtigung nachweisen. Im Rahmen der beiden „CoCoA“- Studien5 6 wurde die kognitive Funktion anhand bekannter neuro-psychologischer Testverfahren (MMSE, TMT A+B, VFT) nach 8-wöchiger Flavanol-Einnahme überprüft. Die tägliche Einnahme eines hochdosierten Flavanolproduktes (993 mg Flavanole/Tag) oder eines mittelhochdosierten Flavanolproduktes (520 mg Flavanole/Tag) korrelierte mit besseren Testergebnissen im Vergleich zum niedrigdosierten Flavonolprodukt (48 mg Flavanole/Tag). Zusätzlich zur gesteigerten Gedächtnisleistung konnte eine Reduktion der Insulinresistenz dokumentiert werden, sodass ein möglicher Einfluss des Glukosestoffwechsels auf bestimmte Aspekte der Hirnalterung diskutiert wird. Ergänzend könnten direkte neuroprotektive Effekte der Flavanole und eine erhöhte Durchblutung bei verbesserter Endothelfunktion der Hirngefäße eine Rolle spielen. Der Zustand der Blutgefäße und damit die Güte der Durchblutung hat bekanntermaßen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung sowohl kardiovaskulärer (z.B. koronare Herzkrankheit) als auch zerebrovaskulärer Erkrankungen (z.B. vaskulär bedingt Demenz).

Die regelmäßige Einnahme mittelhoch- bis hochdosierter Flavanole zeigte auch in dieser Studie positive Effekte auf den Blutdruck und ergänzend auf den Lipidstoffwechsel.

Anstatt sich jedes Stück des zartschmelzenden Glücks zu verkneifen, sollte man also regelmäßig zur Schokolade greifen? Einen Haken gibt es aber doch: Dunkle Schokolade schmeckt bitter. Da gerade die Flavonoide der Schokolade ihren herben Geschmack verleihen, werden diese wertvollen Inhaltsstoffe bei der Herstellung handelsüblicher Sorten größtenteils zerstört. Selbst bei Bitterschokolade ist der Flavonoidgehalt je nach Herstellungsverfahren höchst unterschiedlich und nicht immer mit dem Kakaogehalt assoziiert. Im Rahmen einiger der genannten Studien wurde ein Kakaopulver eingesetzt, das nach einem speziellen Verfahren hergestellt wurde, bei dem die Flavanole direkt aus dem Samen der Kakaofrucht extrahiert und in höchstmöglicher Konzentration verarbeitet werden. Verschiedene Hersteller wie Mars (mit Cocoapro), Barry Callebaut (mit Acticoa) und Hershey’s (in der Goodness Linie) bieten entsprechende Schokoladenprodukte an.

Wem die zu bitter sind, hat auch die Möglichkeit, auf Kapseln umzusteigen. Die bislang beschriebenen Nebenwirkungen bei regelmäßiger Einnahme beschränkten sich auf Magen- oder Verdauungsbeschwerden. Dennoch ist nicht abschließend geklärt, in welchem Ausmaß Kakao-produkte die ärztliche Therapie begleiten können. Hierzu fehlen leider bisher Langzeitstudien.

1) Buijsse B, Feskens EJ, Kok FJ, Kromhout D: Cocoa intake, blood pressure, and cardiovascular mortality: the Zutphen Elderly Study. Arch Intern Med. 2006 Feb 27;166(4):411-7
2) Heiss C, Jahn S, Taylor M, Real WM, Angeli FS, Wong ML, Amabile N, Prasad M, Rassaf T, Ottaviani JI, Mihardja S, Keen CL, Springer ML, Boyle A, Grossmann W, Glantz SA, Schroeter H, Yeghiazarians Y: Improvement of endothelial function with dietary flavanols is associated with mobilization of circulating angiogenic cells in patients with coronary artery disease. J Am Coll Cardiol. 2010 Jul 13;56(3):218-24. doi: 10.1016/j.jacc.2010.03.039
3) Ried K, Sullivan TR, Fakler P, Frank OR, Stocks NP. Effect of cocoa on blood pressure. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Aug 15;(8):CD008893. doi:10.1002/14651858.CD008893.pub2
4) vgl. Messerli FH, M.D.: Chocolate Consumption, Cognitive Function, and Nobel Laureates. N Engl J Med 2012; 367:1562-1564October 18, 2012DOI: 10.1056/NEJMon1211064; s. Gastbeitrag von Dr. med. S. Nagel im nova funds-Blog vom 22.März 2017
5) Desideri G, Kwik-Uribe C, Grassi D, Necozione S, Ghiadoni L, Mastroiacovo D, Raffaele A, Ferri L, Bocale R, Lechiara MC, et al. Benefits in cognitive function, blood pressure, and insulin resistance through cocoa flavanol consumption in elderly subjects with mild cognitive impairment: the Cocoa, Cognition, and Aging (CoCoA) Study. Hypertension 2012;60:794–801
6) Mastroiacovo D, Kwik-Uribe C, Grassi D, Necozione S, Raffaele A, Pistacchio L, Righetti R, Bocale R, Lechiara MC, Marini C, Ferri C, Desideri G. Cocoa flavanol consumption improves cognitive function, blood pressure control, and metabolic profile in elderly subjects: the Cocoa, Cognition, and Aging (CoCoA) Study—a randomized controlled trial. Am J Clin Nutr. 2015 Mar;101(3):538-48. doi: 10.3945/ajcn.114.092189

US Gesundheitsreform – Wer ist für das Scheitern verantwortlich?

In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos Mori gaben 23% aller Befragten Präsident Trump die Schuld am Scheitern der Gesetzesvorlage. Weitere 18% der Befragten waren der Auffassung, dass die Republikaner im Repräsentantenhaus der Grund für das Scheitern sind. 47% aller Interviewteilnehmer waren der Meinung, dass die Republikaner einen weiteren Versuch unternehmen sollten, die Gesundheitsreform durchzuführen, während sich 37% dagegen aussprachen.

Je nach politischem Lager gehen die Meinung jedoch stark auseinander, wer genau für das Scheitern verantwortlich ist. Für die Anhänger der Republikanischen Partei ist die Antwort eindeutig: 26% der Befragten sehen in den Demokraten des Repräsentantenhauses den Grund für das Scheitern. Eine bizarre Antwort, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der rechte Flügel der Konservativen Partei, der sog. „Freedom Caucus“, nicht dazu bereit war, dem Gesetzesvorschlag zuzustimmen. 33% der Anhänger der Demokratischen Partei glauben wiederum, dass es Präsident Trumps Schuld war.

Diejenige Sichtweise, die der Wahrheit am nahesten kommt, haben die unabhängigen Wähler: 17% der Befragten glauben, es ist Präsident Trumps Schuld, 14% geben die Verantwortung den Abgeordneten der Republikanischen Partei im Repräsentantenhaus, und 12% glauben, es lag an dem Republikanischen Fraktionsvorsitzenden Paul Ryan.

Es bleibt abzuwarten, ob die Republikaner einen zweiten Anlauf unternehmen, das US Gesundheitssystem neu auszurichten. Die Perspektive, dass 24 Mio. Amerikaner ihren Gesundheitsschutz verlieren, hat sicherlich einige moderate Abgeordnete verschreckt. Und selbst wenn sich im Repräsentantenhaus eine Mehrheit findet, muss in zweiter Instanz der Senat zustimmen, der zumindest der jetzt angedachten Reform eher skeptisch gegenüber steht. Daher könnten die angedachte große Steuerreform und die von Trump angekündigten Investitionen in Infrastruktur schnell in den Vordergrund rücken.

Chart 1 - Healthcare Flop

Quelle: IPSOS/Reuters (29.03.2017): IPSOS Poll conducted on AHCA

US Gesundheitsreform – Viel Lärm um nichts!

Das spektakuläre Scheitern des durch die Republikanische Partei eingebrachten Gesundheitsreformgesetzes (American Health Care Act – AHCA) könnte den Titel von Shakespeares Komödie „Much Ado About Nothing“ – viel Lärm um nichts – tragen. In der am vergangenen Freitag zur Abstimmung im Repräsentantenhaus vorgesehenen Gesetzesversion hätten nach Schätzungen des Congressional Budget Office (CBO) bis zum Jahr 2024 ca. 24 Mio. Amerikaner ihren Krankenversicherungsschutz verloren. Für 14 Mio. Menschen wäre der Krankenversicherungsschutz schon im Jahr 2018 weggefallen. Das Scheitern der Gesetzesvorlage ist für den Gesundheitssektor sicherlich eine positive Nachricht, da die wirtschaftliche Unsicherheit, die sich durch die Umsetzung des AHCA ergeben hätte, wegfällt.

Die nachfolgende Graphik verdeutlicht, wie positiv sich der Affordable Care Act (ACA) – der auch „Obamacare“ genannt wird – auf den Krankenversicherungsschutz in den USA ausgewirkt hat. So fiel die Zahl der nicht-krankenversicherten Amerikaner wischen 2013 und 2016 um ca. 16,4 Mio. Menschen.

Chart 1 Viel Laerm um nichts
Quelle: Centers for Disease Control and Prevention (CDC), Congressional Budget Office (CBO)

Wie eingangs beschrieben hätte der Gesetzesvorschlag (AHCA) der Republikanischen Partei dazu geführt, dass kurzfristig ca. 14 Mio. Amerikaner ihren Krankenversicherungsschutz verloren hätten und mittelfristig ca. 24 Mio. ohne Schutz gewesen wäre. Der daraus resultierende Rückgang der Anzahl der Krankenversicherten hätte zu einer reduzierten Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen geführt, da diese dann aus der eigenen Tasche hätten bezahlt werden müssen.

Nach dem Ausgang der US-Wahlen und in Antizipation der Umsetzung des Wahlkampfprogrammes der Republikanischen Partei, habe sich die Subindustrien des Gesundheitssektors am Aktienmarkt unterschiedlich entwickelt.

Seit den US-Wahlen ist der MSCI World Health Care USD Index um 9,6% gestiegen, welches sich mit einem Anstieg von 9,8% für den Gesamtmarktindex MSCI World USD vergleicht. Die Wertentwicklung in den sechs Subindizes war jedoch sehr unterschiedlich. So waren die Biotechnologie (in der Erwartung verkürzter Zulassungszeiten für neue Medikamente und keiner Einführung gesetzlicher Obergrenzen für Medikamentenpreise) mit einer Wertentwicklung von plus 11,4% und Health Care Providers & Services1 (insbesondere angetrieben durch die US-Krankenversicherer in Erwartung steigender Zinsen) mit einem Plus von 11,2% die Outperformer, währenddessen alle anderen Subindizes hinter der Benchmark zurückblieben.

Chart 2 Viel Laerm um nichts

Besonders getroffen hat es hierbei Anbieter von Informationstechnologie (Health Care Technology), die aufgrund der Befürchtung, dass z.B. Krankenhäuser im Vorfeld der angestrebten US Gesundheitsreform weniger Investitionen tätigen, um mehr als 6% hinter dem Sektorindex nach der Wahl zurückblieben.

Nach dem Scheitern des Gesundheitsreformgesetzes erwarten wir eine Normalisierung der Situation insbesondere für nicht-medikamentenorientierten Subindizes und Subindustrien. Mit seiner biotech-freien und pharma-armen Anlagestrategie sollte nova Steady HealthCare von der jüngsten Entwicklung in den USA profitieren.

1) Health Care Distributors, Health Care Facilities, Health Care Services und Managed Health Care (Krankenversicherer)

Schlau und glücklich durch Schokolade!

Schwedische Winter sind lang. Und kalt. Scheinbar passende Bedingungen, um dem Wohlbefinden mit einem Stück vollmundiger Schokolade auf die Sprünge zu helfen. Ganz nebenbei soll das Naschen nicht nur glücklich, sondern auch schlau machen. Das klingt zu schön, um wahr zu sein?

Dr. Franz H. Messerli, ein in New York praktizierender Schweizer Kardiologe, veröffentlichte 2012 einen Artikel1 im renommierten „New England Journal of Medicine“, in dem er einen erstaunlichen Zusammenhang herstellt: Je höher der Pro-Kopf-Konsum an Schokolade einer Nation ist, desto mehr Nobelpreisträger bringt sie hervor. Gestützt wird die Untersuchung auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die den im Kakao enthaltenen Flavonoiden unter anderem einen positiven Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit zusprechen.

Messerli überträgt diesen bei Einzelpersonen gefundenen Zusammenhang auf die Gesamtbevölkerung eines Landes. Als Surrogatmarker (von lateinisch surrogatum, deutsch ‚Ersatz‘, und englisch marker, deutsch ‚Kennzeichen‘) diente die Zahl der Nobelpreisträger des jeweiligen Landes (bis einschließlich 10. Oktober 2011). Insgesamt 23 Länder wurden in der Untersuchung berücksichtigt.

Es ergibt sich eine signifikante, lineare Korrelation zwischen dem Pro-Kopf-Verbrauch von Schokolade und der Zahl der Nobelpreisträger pro zehn Millionen Einwohner. Allen voran steht die Schweiz an der Spitze der Statistik. Sowohl der prozentuale Anteil der Nobelpreisträger als auch der Schokoladenkonsum sind hier am höchsten. Kein Wunder bei der leckeren Schweizer Schokolade. Die Schweizer haben es mal wieder erfunden und die besten Ideen dazu kommen scheinbar nach ausgiebigem Schokoladenverzehr. Bis Oktober 2011 hatte das Land insgesamt 32 Nobelpreisträger pro 10 Millionen Einwohner vorzuweisen, der jährliche Schokoladenkonsum lag bei sage und schreibe 12 kg pro Kopf. Messerlis Studie zufolge müsste der Schokoladenkonsum um jährlich 0,4 kg pro Person ansteigen, um dem entsprechenden Land einen zusätzlichen Nobelpreisträger einzubringen.

Chart Gluecklich durch Schokolade
Quelle: The New England Journal of Medicine (NEJM)

Einzige Ausnahme der Statistik ist Schweden: Bei einem vergleichsweise geringen Schokoladenverzehr (6,4 kg) brachten sie ebenso viele Nobelpreisträger hervor wie die Schweizer. Zwei Erklärungen zieht Messerli hierfür in Betracht: Entweder müsse man dem Nobelpreis-Komitee in Stockholm eine gewisse patriotische Voreingenommenheit in Bezug auf die Bewertung der Kandidaten unterstellen oder den Schweden eine besondere Sensibilität für Schokolade, sodass bereits kleinste Mengen eine enorme Steigerung der kognitiven Fähigkeiten zur Folge haben.

Da die Untersuchung bisher allein auf hypothetische Überlegungen beruht, schlägt Messerli vor, die Ergebnisse anhand einer prospektiven, randomisierten Studie zu überprüfen.

Es bleibt darzulegen, ob die gefundene positive Korrelation zwischen der Höhe des Schokoladenkonsums und der Zahl der Nobelpreisträger eines Landes weiteren Untersuchungen standhält. Denkbar wäre auch in umgekehrter Kausalität, dass eine verbesserte Hirnleistung den landesweiten Schokoladenkonsum ankurbelt. Beispielsweise könnten Personen mit überdurchschnittlich hoher kognitiver Leistungsfähigkeit sich in besonderer Weise der gesundheitsfördernden Wirkung von Flavonoiden bewusst sein und darum deren Einnahme steigern, räumt Messerli in der Diskussion seines Abstracts ein. Zugrundeliegende unabhängige Faktoren wie Unterschiede im sozioökonomischen Standard, klimatische oder geographische Faktoren müssen auch in Erwägung gezogen werden, scheinen aber in Anbetracht der deutlichen positiven Korrelation eher vernachlässigbar.

Dr. Messerli selbst genehmige sich täglich dunkle Schokolade, eine Mengenangabe oder eine genaue Angabe des enthaltenen Kakaoanteils wurde in dem Artikel nicht aufgeführt.

Der tatsächliche Schokoladenkonsum der Nobelpreisträger ist natürlich nicht bekannt, doch trotz des augenzwinkernden Tonfalls in Messerlis Artikel sind die zugrundeliegenden wissenschaftlichen Beobachtungen nicht irrelevant. Bestimmte Inhaltsstoffe der Schokolade erwirken scheinbar eine Steigerung der Hirnfunktion. Die sogenannten Flavanole (Polyphenole), eine Untergruppe der Flavonoide sind neben Kakao in unterschiedlichen Konzentrationen auch in Früchten, Rotwein sowie grünem und schwarzem Tee enthalten. Bei regelmäßigem Verzehr sollen diese sekundären Pflanzenstoffe unter anderem eine neuroprotektive Wirkung aufweisen.

Ob die Schweden wirklich eine höhere Sensibilität für die Flavanol-Wirkung aufweisen? Auch das wäre sicher ein interessanter Ansatz für weitere Studien.

1) Messerli FH, M.D.: Chocolate Consumption, Cognitive Function, and Nobel Laureates. N Engl J Med 2012; 367:1562-1564 October 18, 2012