Dr. Andreas Bischof, Manager des ESG-Strategiefonds nova Steady HealthCare, im Interview zu den Themen Nachhaltigkeit, ESG, Offenlegungsverordnung.
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KOMMT NACH CORONA NUN BRUCELLA?
Kommt es nun zu einer weiteren Pandemie? Der Brucella-Ausbruch in China wirft Fragen auf. Antworten gibt der Molekularbiologe und Fondsmanager Dr. Andreas Bischof im Interview.
MEHR CORONA-TOTE = WENIGER ABSCHWUNG?
Die Politik muss bei ihren Entscheidungen über Beschränkungen des Wirtschafts- und Soziallebens bzw. deren Lockerung oder Aufhebung die resultierenden menschlichen und wirtschaftlichen Nutzen und Schäden abwägen und dann entscheiden. Eine Momentaufnahme der Situation in den USA, Deutschland, Großbritannien und Schweden zeigt Erstaunliches.
Der gesundheitliche Nutzen der vielfältigen, Coronavirus-bedingten Einschränkungen für die Bevölkerung ist insgesamt unbestritten. Doch wird der gesundheitlichen Nutzen mit einem wirtschaftlichen Schaden „erkauft“. Daher betrachten wir hier das aktuelle Nutzen-Schaden-Verhältnis von vier Ländern: Deutschland, Schweden, Großbritannien und die USA.
Beginnen wir mit der Anzahl der Corona -Toten: Die Todesrate (Corona-Tote pro 100.000 Einwohner) ist nicht ähnlich, sondern variiert sehr stark zwischen diesen 4 Ländern.
Deutschland, das relativ früh und – trotz des föderalen Flickenteppichs – insgesamt vergleichsweise konsequent Restriktionen eingeführt hat, führt mit großem Abstand mit einer Rate von „nur“ 11 Corona-Toten.
Es folgen mit einer Rate von 51 Corona-Toten die USA , in denen keine stringente Coronavirus-Strategie existierte, und Schweden (57), das von Anfang an keine Kontaktbeschränkungen implementieren wollte.
Das traurige Schlusslicht bildet Großbritannien mit einer Rate von 70 Corona-Toten pro 100.000 Einwohnern .
Anzahl Corona-Toter pro 100.000 Einwohner

Die im 1. Quartal gegenüber dem Vorquartal verlorene Wirtschaftsleistung hingegen variiert von +/- 0% (Schweden) über -1% (USA) bis zu -2% (Deutschland, Großbritannien), die für das 2. Quartal von – 9% ( Schweden, USA) über -10% (Deutschland) bis hin zu -20% (Großbritannien).
In Summe haben Schweden 9%, die USA 10% und Deutschland 12% ihrer jeweiligen Wirtschaftsleistung eingebüßt. Diese prozentualen Verluste sind also relativ ähnlich. Ganz im Gegensatz zu den zuvor genannten Zahlen Corona-Toter, die ja in Schweden und in den USA ungefähr um den Faktor 5 (500%) höher liegen als in Deutschland.
Ausreißer und Schlusslicht ist auch hier wieder Großbritannien. Die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs schrumpfte im 1. Halbjahr 2020 gegenüber dem 4. Quartal 2019 um 22%, also ungefähr mehr als doppelt so viel wie die Deutschlands, Schwedens und der USA.
Großbritannien hat also nicht nur die höchste Rate Corona-Toter zu verzeichnen, sondern zugleich auch den größten wirtschaftlichen Rückgang.
Verlorene Wirtschaftsleistung im 1. und 2. Quartal 2020

Somit ist der relative wirtschaftlichen Schaden bzw. der „Preis“ zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland, Schweden und den USA trotz ihrer sehr unterschiedlichen Vorgehensweisen bei der Bekämpfung der Corona-Epidemie erstaunlich ähnlich (ca. 9-12% der jeweiligen Wirtschaftsleistung), der menschliche Schaden jedoch sehr unterschiedlich groß.
Nur in Großbritannien ist der Preis des Schutzes ca. doppelt so hoch und liegt bei ca. 22% der Wirtschaftsleistung – und dies bei den höchsten Opferzahlen.
Todesrate pro Prozentpunkt verlorener Wirtschaftsleistung

Die Nutzen/Schaden-Verhältnisse der unterschiedlichen Corona-Maßnahmen dieser vier Länder unterscheiden sich drastisch voneinander (siehe obige Graphik): Auf 1 Prozentpunkt verlorener Wirtschaftsleistung kommt in Deutschland weniger als 1 Corona-Toter (pro 100.000 Einwohner), in Großbritannien 3,2, in den USA 5,1 und in Schweden 6,3.
Fazit: Deutschland macht’s am besten: Pro Prozentpunkt aufgegebener bzw. verlorener Wirtschaftsleistung erzeugt Deutschland den besten Schutz seiner Bevölkerung.
Deutlich wird, dass im Vergleich dazu sowohl die laxe Vorgehensweise Schwedens in Sachen Corona als auch der erratische Zickzack-Kurs Präsident Trumps keineswegs einen wesentlich geringeren wirtschaftlichen Schaden gebracht haben – sondern vor allem mehr Corona-Tote. Deren Maßnahmen waren also außerordentlich ineffizient, nämlich teuer und nur relativ wenig wirksam.
Bleiben Sie gesund!
Die Gesundheitsindustrie in Zeiten des US-Wahlkampfes und dem Coronavirus
Welchen Einfluss hat der US-Wahlkamp auf die Gesundheitsindustrie? Kommt es zu einer zweiten Coronavirus-Welle? Fondsmanager Oliver Kämmerer stellt sich den Fragen von Andreas Franik.
Corona zeigt: Die Gesundheitsindustrie ist systemrelevant
Was lernen wir aus der Coronakrise? Wann gibt es einen Impfstoff? Gehen die Kurse dann durch die Decke?
Der Molekularbiologe und Fondsmanager Dr. Andreas Bischof im Interview.
Auch nach Corona – Gesundheit ist immer wichtig!
Dr. Andreas Bischof im Interview mit fundplat.com
Herr Dr. Bischof, das Thema Gesundheit beherrscht seit Wochen die Medien und dies weltweit. Lassen sich beispielsweise all die Aussagen der deutschen Virologen und Epidemiologen – die während der Krise grosse Bekanntheit erlangten – einordnen?
Ich bin sehr erfreut darüber, dass sich die Regierungen der meisten Staaten in Sorge um das Wohl ihrer Bevölkerung von den entsprechenden Fachleuten, Virologen und Epidemiologen beraten lassen, denn dies hilft natürlich, die Anzahl der Corona-Toten einzuhegen. Ganz und gar unerträglich ist mir hingegen das verantwortungslose Verhalten von Realitätsverweigerern wie Donald Trump, Vladimir Putin, Boris Johnson und Jair Bolsonaro, bei denen man sich fragen muss, ob sie eine unnötig hohe Anzahl an Corona-Toten in ihren Ländern aus politischem Kalkül in Kauf nehmen oder einfach nur aus Dummheit.
Meldungen über angeblich heilbringende Covid-Medikamente erscheinen fast täglich. Wie gehen Sie damit um?
Diese Meldungen lese ich mit grösstem Interesse, sowohl in meiner Eigenschaft als Fondsmanager als auch in meiner Eigenschaft als Molekularbiologe. Es ist wirklich faszinierend, wie vielfältig und teilweise auch wie hochinnovativ die diversen Produktansätze sind, die derzeit mit grossem Tempo entwickelt und teilweise schon in klinischen Tests am Menschen evaluiert werden. Die geballte Energie, mit der Tausende Wissenschaftler weltweit an Wirk- und Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 arbeiten, ist unerreicht, so etwas hat es zuvor noch nie gegeben. Es erfordert sehr viel Expertise, die vielversprechendsten dieser mannigfaltigen Entwicklungen zu identifizieren und erfolgreich in entsprechenden Investmentstrategien zu nutzen. Eine gleichsam anspruchsvolle wie reizvolle Aufgabe, die viel Freude macht.
Ihr Healthcare-Fonds ist bekannt und hat mehrere Auszeichnungen gewonnen. Haben Sie in den vorigen Wochen Positionen ausgetauscht oder behielten Sie eine ruhige Hand?
Ja, im Rahmen der Anlagestrategie haben wir die eine oder andere Aktie ausgetauscht, wie auch zuvor schon. Aber nicht, um von der Corona-Krise zu profitieren, sondern um weiterhin konsequent und mit ruhiger Hand diejenige Anlagestrategie umzusetzen, deretwegen Anlegerinnen und Anleger den Fonds schätzen. In der aktuellen Ausnahmesituation laufen vor allem Pharma- und Biotech-aktien, die der Fonds bekanntermassen meidet, weshalb er dem Vergleichsindex in den letzten Wochen etwas hinterherlief. Dies sehen wir jedoch gelassen. Denn nach dieser vergleichsweise kurzen Ausnahmesituation, in der wir uns momentan noch befinden und von der wir ohnehin alle hoffen, dass sie baldmöglichst hinter uns liegt, folgt wieder eine sehr, sehr lange Phase der Norma-lität. Dafür ist die Anlagestrategie des Fonds konzipiert und in dieser funktioniert sie sehr gut, wie die letzten Jahre zeigen.
Wenn Sie und Ihr Team sich für eine neue Aktie entscheiden, wie viel Zeit geben sie ihr, sich in Ihrem Sinne zu entwickeln?
Gerne würde ich Ihre Frage konkret mit einer Zeitangabe in Wochen oder Monaten beantworten, aber leider ist dies nicht möglich. Denn wir arbeiten schlichtweg nicht mit festen Vorgaben, die immer und in jedem Fall gelten. Solche fixen Vorgaben wären kaum sinnvoll, denn Chancen und Risiken einer Aktie sowie deren Realisierung im Zeitverlauf unterscheiden sich nicht nur von Aktie zu Aktie, sondern sogar bei ein und derselben Aktie – je nachdem, zu welchem Moment man diese Aktie betrachtet. Insofern kann es gar keine festen Vorgaben geben. Vielmehr handelt es sich ein ums andere Mal um eine Einzelfallentscheidung des Fondsmanagements.
Was sind Ihre weiteren Ziele mit dem Fonds und welche Anlegerinnen und Anleger sollten ihn genau anschauen?
Nun, Ziel der Anlagestrategie des Fonds ist weiterhin eine Wertentwicklung, die besser ist als die des weltweiten Gesundheitssektors. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 ist dies dem Fonds durchaus gut gelungen. Er eignet sich für Anlegerinnen und Anleger, die vom langfristigen und überdurch-schnittlichen Wachstum des weltweiten Gesundheitssektors profitieren wollen. Und dabei – anders als die meisten Gesundheitsfonds – nicht hauptsächlich auf Pharma und Biotech setzen möchten, sondern an den Chancen ganz anderer, sehr vielfältiger Geschäftsmodelle im Wachstumsmarkt Gesundheit partizipieren wollen. Denn der börsennotierte Gesundheitssektor bietet mehr als 1.700 Aktien von Unternehmen, die sich nicht mit der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen beschäftigen. Gerade auf diese 1.700 «untypischen» Gesundheitsaktien fokussiert unser Healthcare-Fonds.
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